Wir bei GlucoFit fanden eine neue Studie zu Smart Pens besonders spannend. Denn in unseren eigenen Daten haben wir beobachtet, dass Pumpennutzerinnen und -nutzer anders Boli absetzen als diejenigen, die einen Pen verwenden. PumpenbenutzerInnen scheinen dazu zu tendieren, häufiger und kleinere Boli zu verabreichen. Daher fragen wir uns, wie eine „gute ICT“ bei Pen-NutzerInnen eigentlich aussieht und wie die Bolusgaben gestaltet sein sollten.
ICT Studie mit Smart Pens
Smart Pens sind in der Diabetesbehandlung noch nicht all zu üblich, aber eine neue Studie wirft ein spannendes Licht auf ihr Potenzial. Untersucht wurde, wie die Häufigkeit der Bolusinsulingaben die Blutzuckerkontrolle beeinflusst und was passiert, wenn man statt eines normalen Pens einen Smart Pen nutzt.
Die Studie wurde in verschiedenen Ländern der EU, vor allem in Schweden, durchgeführt und umfasste etwas mehr als 1000 TeilnehmerInnen. Sie nutzten mehr als ein Jahr lang einen Smart Pen, den NovoPen 6. Ein interessantes Ergebnis: Die Nutzung der Smart Pens ging mit einer verbesserten glykämischen Kontrolle einher.
Mehr Injektionen, bessere Werte?
Die Analyse zeigt: Mehr tägliche Bolusinsulingaben bedeuten eine bessere Blutzuckerkontrolle. Es gab ziemliche Unterschiede, wie häufig verschiedene TeilnehmerInnen einen Bolus gegeben haben. Dabei hatten diejenigen mit sechs Boli am Tag im Schnitt einen Time-in-Range von ca. 65%. Wurden hingegen nur 3 Boli gegeben, sank die Time-in-Range auf nur ca. 45%. Und von den Leuten, die nur 3 Boli am Tag gaben, hat nur einer von zehn eine Time-in-Range von 70% erreicht. Denn um das zu schaffen, waren eigentlich im Schnitt 7 bis 8 Boli am Tag notwendig.
Auch sank die Glukosevariabilität bei mehr Bolusgaben.
Mehr Injektionen verbessern die Zeit im Zielbereich (Tiime-in-Range), können aber das Risiko für Unterzuckerungen erhöhen. Wieder im Beispiel von 6 Boli am Tag, lag die Zeit im Unterzucker bei ca. 57 Minuten gegenüber 47 Minuten bei nur 3 Boli.
An schlechten Tagen wurden bei allen Teilnehmern mehr Boli gezählt und trotzdem ging der Zucker nicht runter. Das kennen wir wohl alle. Daher ging es bei allem zuvor Gesagtem um Durchschnittswerte.
Folgende Grafik zeigt wie im Schnitt die Time-in-Range mit der Anzahl Boli am Tag zusammenhängt:
Der Smart Pen-Effekt
Nicht überraschend, aber interessant: Die reine Nutzung eines Smart Pens verbesserte schon die Blutzuckerwerte. TeilnehmerInnen, die alle zwei Tage Daten hochluden, verbrachten 8% mehr Zeit im idealen Blutzuckerbereich als die, die dies seltener taten. Dieser Effekt ähnelt dem, was wir beim regelmäßigen Überprüfen von CGM-Daten sehen: Ein bewusster Umgang führt zu Verbesserungen.
Alter und Blutzucker-Einstellung
Jüngere Erwachsene zeigten schlechtere Kontrollwerte als ältere – ein Phänomen, das wir schon öfter von ÄrztInnen gehört haben. Liegt es an der unterschiedlichen Wahrnehmung von Risiken für Langzeitfolgen? Oder daran, dass ältere Generationen in einem strengeren Diabetesmanagement aufgewachsen sind und dadurch eine höhere Disziplin in Sachen Blutzuckermanagment und Mahlzeiten entwickelt haben?
Fazit
Die Verbindung zwischen der Anzahl der Bolusgaben und der Blutzuckerkontrolle ist deutlich. Schaut man „normale“ Tage an, gehen mehr Boli mit mehr Zeit im Zielbereich einher, aber führen auch zu mehr Unterzuckerungen. In jedem Fall bieten Smart Pens spannende Möglichkeiten für Forschung und Praxis. (siehe unser Blogbeitrag „Digitale Insulinepens und SmartPens – was brint’s?“ ) Mit diesen Daten werden wir auch noch viel über eine optimal Pen-Therapie lernen können.
Quelle(n)
Studie: Associations of bolus insulin injection frequency and smart pen engagement with glycaemic control in people living with type 1 diabetes
https://dom-pubs.pericles-prod.literatumonline.com/doi/10.1111/dom.15316
Diatec Weekly Artikel über die Studie: https://diatec-fortbildung.de/smart-pens-glykaemische-kontrolle-und-bolusinsulin/