Zum Inhalt springen
Startseite » Urlaub, Reisen, Diabetes

Urlaub, Reisen, Diabetes

Es steht jetzt Urlaubszeit an und Urlaubs-Zeit ist Reise-Zeit. Ich reise sehr gern und relativ viel. Hier möchte ich meine ganz persönlichen Erfahrungen zu Diabetes im Urlaub teilen und freue mich auch über Eure Berichte und Tipps.

Es ist klar, dass Zeitverschiebung, Aufregung, andere Temperaturen und unterschiedliches Essen das normale Blutzuckermanagement erschweren. Aber das ist nicht das Einzige, was eine Reise mit Diabetes besonders macht.

Packen von Diabetes-Material im Urlaub

Diabetes-Material nehme ich immer wesentlich mehr mit, ich schätze etwa 30% mehr. Es ist mir lieber, viel zu viel dabei zu haben, als im Urlaub ohne die notwendigen Hilfsmittel dazustehen.

Als Pumpenträgerin habe ich immer Insulinpens als Reserve dabei, falls die Pumpe ausfällt. Bei kurzen Reisen nehme ich oft nur mein schnellwirksames Insulin mit und kein Basalinsulin. Mir ist klar, wenn meine Pumpe da ausfällt, dass ich dann die Nacht durch mit Normalinsulin den Blutzucker immer wieder runterspritzen muss. Bei langen Reisen vor allem in Ländern mit schlechterer Versorgung lasse ich mir natürlich auch Basalinsulin verschreiben.

Traubenzucker nehme ich stets reichlich mit und brauche es auch oft reichlich. Ich war sehr überrascht, als ich selbst in Frankreich keinen Traubenzucker bekommen konnte. Die Menschen mit Diabetes dort verwenden wohl normalen Haushaltszucker, das wäre für mich ungenießbar. Gerade bei Flugreisen, wo ich keinen Saft mitnehmen darf, nehme ich daher große Mengen Traubenzucker ins Gepäck.

Denkt auch an die Stromversorgung, da die Blutzuckersensoren über das Handy laufen. Ich nehme ggf. eine Powerbank als Reserve mit. Von anderen Outdoor-Urlaubern außerhalb der Zivilisation habe ich gehört, dass sie die Lesegeräte der Sensoren nutzen, da diese längere Akkulaufzeiten haben.

Insulin auf Reisen

Der nächste Punkt ist der Transport und die Lagerung von Insulin. Insulin ist temperaturempfindlich, das kann Probleme machen insbesondere bei Autofahrten oder Wanderungen, wo es in der Sonne sehr heiß werden kann. (Zu Temperatur und Kühlung von Insulin hatten wir schonmal in einem früheren Blogpost geschrieben) Auf längeren Camping-Touren mit Auto haben wir daher immer eine Kühltasche mit Stromanschluss dabei.

Für unterwegs ohne Strom, gibt es spezielle Kühltaschen, die mit Wasser aufgesaugt werden und das Insulin schattig und luftig kühl halten (Reisetaschen von FRIO) Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir mit so einer Kühltasche Insulin erfolgreich durch die Negev-Wüste transportiert haben. Allerdings darf man die Taschen nicht eingewickelt tief im Rucksack vergraben. Sie müssen zwar schattig liegen, aber an die Taschen muss Luft kommen, da die Kühlung über Verdunstungskälte funktioniert. Hier im Zweifel nochmal beim Hersteller nachschauen. Praktisch ist, und für mich etwas überraschen, dass in vielen heißen, selbst etwas ärmeren Ländern auch einfachste Hotelzimmer mit einem Kühlschrank ausgestattet sind. Da habe ich aber immer erst geschaut, dass die Kühlschränke nicht zu kalt eingestellt sind.

FRIO-Beutel mit zwei Insulinpens und Kühltasche mit Insulin
Mit FRIO-Beutel und Kühltasche bleibt Insulin auch bei Hitze für einige Zeit kühl

Außerdem, wenn ich mir mit der Lagerung nicht absolut sicher bin, bewahre ich mein Insulin immer an zwei verschiedenen Stellen auf. Dann ist im Zweifelsfall nur eine Charge hinüber, und ich habe Zeit, mich mit Nachschub zu versorgen.

Infrastruktur im Urlaubs-Land

Natürlich schaue ich auch, wie die Infrastruktur im Reiseland aussieht. Innerhalb Deutschlands oder in einem Land mit vergleichbaren Versorgungsstandards, gestaltet sich vieles einfacher. Doch es gibt natürlich auch Reiseländer, in denen die medizinische Infrastruktur nicht so hervorragend ist. Gerade da sollte man den Diabetes doch bei der Planung des Urlaubs mitdenken.

In solchen Fällen schaue ich immer genau, wo ich im Notfall Insulin herbekommen kann. In vielen Ländern mit geringem Einkommen ist es möglicherweise notwendig, in die Hauptstadt zu fahren, um dort Insulin zu erhalten. Daher habe ich immer darauf geachtet, dass ich möglichst innerhalb eines Tages in die nächste Hauptstadt oder Großstadt kommen kann. Glukagon-Spritzen können in Gegenden ohne gute Notfallversorgung hilfreich sein, dann ist es ratsam, seine Mitreisenden über die Handhabung zu informieren.

Eine Auslandskrankenversicherung ist generell zu empfehlen, insbesondere als Mensch mit Diabetes. Ich persönlich bin bei der HUK-Coburg versichert, da die nicht teuer ist (ca. 15 € pro Jahr) und ich bisher sehr zufrieden war. Ich habe die Versicherung schon mehrmals in Anspruch genommen, z.B. als ich mir beim Skifahren (wegen einer Hypo) den Arm gebrochen habe. Die Behandlungskosten in Österreich und der Schweiz musste ich zunächst selbst bezahlen und dann bei meiner eigentlichen Krankenkasse einreichen. Der Differenzbetrag, der nicht übernommen wurde, habe ich dann bei der privaten Versicherung eingereicht und wurde erstattet. Die Abwicklung verlief reibungslos.

Flugreisen und Diabetes

Der erste Flug mit Diabetes ist oft auch etwas aufregend. Aber eigentlich ist das überhaupt kein Problem. Es gibt spezielle, international anerkannte Dokumente zum Mitführen von Medikamenten und Zubehör im Handgepäck für die Flughafen-Kontrollen, die man vom Diabetologen erhalten kann. Obwohl ich diese Dokumente immer mit mir führe, habe ich sie noch nie gebraucht, egal in welchem Land. In Online-Foren habe ich gelesen, dass auch andere Reisende mit Diabetes diese Dokumente noch nie benötigt haben.

Das Einzige, was ich erlebt habe in Ländern, in denen es keine Insulinpumpen gibt, dass die Sicherheitsbeamte sich von mir die Pumpe hat sehr genau erklären lassen. Fast immer muss ich mit der Pumpe aber den Sprengstofftest machen. Das scheint wohl in den Flughäfen zur Standardprozedur zu gehören.
Dennoch würde ich meine Pumpe niemals abnehmen und auf das Band am Sicherheitscheck legen. Ich habe diese Erfahrung einmal bei einem Inlandsflug in Indien gemacht. Da musste ich dann ewig auf meine Sachen warten, während es am Sicherheitsband sehr chaotisch zuging. Mir wurde da bewusst, dass es passieren könnte, dass ich von der Sicherheit herausgezogen werde und meine Pumpe im Gewühl liegen bleibt. In Deutschland oder Europa scheint das unrealistisch, aber eben nicht in anderen Ecken der Welt. Seitdem behalte ich meine Pumpe immer bei mir. Die Flughafenscanner machen der Pumpe übrigens nicht.

Anders ist das Fliegen in hoher Höhe für die Pumpe. Ich wurde in einer Schulung extra noch darauf hingewiesen, die Pumpe abzukoppeln. Durch die starke Druckveränderung kann es bei Pumpen zu Fehlfunktionen kommen, was wohl schon einmal zu einer ungewollten, hohen Insulinabgabe geführt habe. Tatsächlich hat bei einem Überseeflug meine Minimed (480G) aufgrund der Druckveränderung sehr seltsam reagiert, die Knöpfe ließen sich nicht mehr drücken. Daher folge ich dem Rat des Abkoppelns bei Weitstreckenflügen und bei Start und Landung. Bei kurzen Flügen im Inland, die nicht so hoch sind, lasse ich sie während des Flugs dran. Wie das bei Patchpumpen ist, weiß ich nicht, da würde ich mich vor weiten (das heißt hohen) Flügen nochmal informieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt auch bei Flugreisen ist die richtige Lagerung von Medikamenten und Diabetes-Materialien. Im Gepäckraum des Flugzeugs wird es sehr kalt. Deshalb kommen Insulin und auch die restlichen Diabetes-Utensilien immer ins Handgepäck. Zudem besteht sonst immer das Risiko, dass Gepäck verloren geht, und es wäre äußerst blöd, am Zielort ohne Katheter oder Sensoren dazustehen.

Diabetes in den Bergen

Auch die Notfallversorgung in den Bergen kann anders aussehen als bei uns. Beim Bergwandern in Kirgisistan habe ich erst hinterher gemerkt, dass ich doch etwas naiv an die Sache ran gegangen bin. Es gibt dort keine Bergwacht, die mich im Notfall vom Berg holt. Aus diesem Grund würde ich in solchen Gegenden nicht alleine wandern (sollte man sowieso nicht) und immer so planen, dass mein Mitwanderer im Notfall Hilfe holen kann. Gerade am Anfang, wenn man noch nicht genau weiß, wie man seine Basaldosierung einstellen muss, kann es passieren, dass viele Notfall-Kohlenhydrate benötigt werden. Ich nehme auch da große Mengen Traubenzucker mit, da das Verhältnis Kohlenhydrate zu Gewicht am besten ist. Auf einer solchen Tour habe ich an einem Tag schon bis zu 20 Notfall-Kohlenhydrate (entsprechend 2 Litern Saft) verbraucht.

Diabetes auf dem Paddelboot

Hier nur eine Kleinigkeit: Die Verpackung von Kathetern und Sensoren ist oft nicht perfekt wasserdicht, meistens ist die Folie zum Öffnen aus beschichtetem Papier. Wenn das nass wird, reißt die Packung. Das ist mir mehrmals bei längeren Paddeltouren passiert, wo ich die Sachen in der Kulturtasche im Packsack hatte. Daher meine Empfehlung das Material doch nochmal separat wasserdicht in Tüten zu verpacken.

Meine Pumpe selbst habe ich nie separat verpackt. Bei einer Seekajaktour wäre das mal fast ins Auge gegangen. Daher würde ich zumindest bei Touren mit erhöhtem Kenter-Risiko das heute anders machen.

FAZIT

Bei Reisen mit Diabetes ist vielleicht die eine oder andere Sache zu bedenken. Aber am Ende ist es auch kein Hexenwerk, und mit etwas Planung lässt sich mit Diabetes ein Urlaub überall genießen.

Links und Quellen

Diabetes und Reisen – Patienteninformation von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/diabetes-und-reisen

FRIO-Taschen https://frio.eu/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert