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Sensorpausen führen oft zu erhöhten Blutwerten

Hat man seinen Wechsel des CGM-Sensors nicht eingeplant und ist unterwegs, z.B. im Büro, kann es schnell mal einige Stunden länger dauern, bis man wieder mit Werten versorgt wird. Häufig kommt es in diesen Blindflugphasen zu erhöhtem Blutzucker. Passiert dies regelmäßig, haben diese vermeintlichen kurzen Phasen leider doch einen Effekt. Denn je nach Hersteller dauert die Anlaufzeit zwischen 60 min bei Freestyle Libre 2 bis zu 2 h bei Medtronic Guardian 3.

Regelmäßigkeit

Unter ein paar Annahmen nachrechnen, wie sich der HbA1c verschlechtert, was wir hier einmal tun wollen. Die ganzen Abschätzungen beziehen sich auf Mittelwerte. Das heißt, sie gehen von einer Regelmäßigkeit aus. Wenn ich also immer alles im Griff habe, und nur einmal etwas schief läuft, Da passt dann die Abschätzung nicht. Dann spielt der Zeitpunkt, wann ich meinen HbA1c messe, auf einmal eine Rolle, also ob am nächsten Tag oder zwei Monate später.

Beispiel

Es gibt eine Formel, die den HbA1c auf Basis der mittleren Blutzuckerwerte sehr gut annähert.

Nehmen wir an in unserem CGM-Bericht steht ein durchschnittlicher BG-Wert von 130 mg/dl. (Da fließt logischerweise die die Sensorpause nicht ein). Dann schätzen wir damit eine HbA1c von etwa 6,15 % [1]. Im nächsten Schritt überlegen wir, wie lange wir den Sensor nicht tragen. Sagen wir 6 Stunden bei einer Gesamttragedauer von 10 Tagen (Dexcom). In Prozent sind das dann knapp 3 % der Zeit. Nehmen wir an, wir haben in dieser Zeit ein High von im Schnitt 230 mg/dl, was nicht abwegig ist. Dann haben wir 97% der Zeit 130 mg/dl und 3 % der Zeit 230 mg/dl, ergibt einen Durchschnitt von knapp 133 mg/dl. Packen wir das ebenfalls in die HbA1c-Schätzformel ergibt sich etwas 6,25 %. Der Unterschied: 6,25 % – 6,15 % = 0,1 %.

Bei Sensoren mit kürzerer Tragedauer spielen die Pausen natürlich eine noch größere Rolle. Bei zum Beispiel bei 7 Tagen (z.B. Medtronic Guardian 3) sind es schon über 4 % der Tragezeit, mit einer HbA1c-Verschlechterung von 1,5 %.

Gehen wir jetzt mal von einem weniger schicken HbA1c aus: Bei z.B. einem Glukosemittel von 145 mg/dl entspricht das ungefähr einem HbA1c von 6,8 %. Dort ergibt sich immerhin noch eine weitere Verschlechterung um 0,08 %.

CGM mit Sensorpause mit extremer Hyperglykämie (473 mg/dl)
Blockierter Katheter trifft Sensorpause – leider erst nach 4 Stunden bemerkt

Fazit

Das ist erstmal nicht viel. Aber es ist eben vollkommen vermeidbar! Während es sich doch manchmal so anfühlt, als würde sich das Auf-und-Ab der eigenen Kontrolle entziehen, haben wir hier vollkommen im Griff, was passiert. Also: Nächsten Sensorwechsel im Kalender eintragen, Equipment mitnehmen und in der Pause blutig messen!


[1] Systematischer Fehler: Misst zum Beispiel mein Sensor Libre tendenziell immer 10 mg/dl zu niedrig, dann ist das ein „systematischer“ Fehler, da er nur in eine Richtung geht. Berechnet man da den geschätzten HbA1c aus, ist diese Schätzung dann auch zu niedrig. Da wir uns aber für den Unterschied interessieren, spielt der systematische Fehler keine Rolle.

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