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Fasten bei Typ-1 Diabetes: Eine Tür öffnet sich

Fasten als Gesundheitstrend und seine Herausforderungen

Fasten ist in der heutigen Gesundheitslandschaft ein großes Thema. Zahlreiche Studien belegen die vielfältigen Vorteile des Fastens, von Gewichtsverlust über verbesserte Blutwerte bis hin zur biologischen Verjüngung12. Allerdings wurde Menschen mit Typ-1 Diabetes traditionell vom Fasten abgeraten. Viele Betroffene haben dennoch das Fasten ausprobiert, oft mit guten Ergebnissen. Eine neue Studie von Dr. Bettina Berger und ihrem Team an der Universität Witten/Herdecke wirft nun Licht auf diese kontroverse Praxis.

Durchführung der Studie: Das Buchinger-Programm für Menschen mit Typ-1 Diabetes

An der Machbarkeitsstudie nahmen 20 Menschen mit Typ-1 und 10 Menschen ohne Diabetes teil. Sie wurden sieben Tage lang nach dem Buchinger-Programm begleitet. Hier wird auf feste Nahrung verzichtet, sondern Flüssigkeiten wie Brühe und Gemüsesäfte verzehrt. Die Kalorienmenge liegt pro Tag bei 250-500 kcal. Dies wird ergänzt durch körperliche Aktivitäten und Achtsamkeitstrainings. Wichtig war dabei die sorgfältige Anpassung und Überwachung der Insulindosierung.

Fasten Menü auch bei Typ-1 Diabetes: Gemüsebrühe, Wasser und Saft, dekoriert durch eine Schale mit Gemüse und Apfel
Fastenmenü beim Buchinger-Fasten: Gemüsebrühe, einen Saft und viel Wasser oder Tee. Gemüse und Obst gibt es wieder in den Aufbautagen nach dem Fasten.

Ergebnisse der Studie: Sicherheit und Effekte des Fastens bei Typ-1-Diabetes

Machbarkeit des Fastens ohne Ketoazidosen

Die gute Nachricht zuerst: Die Studie zeigte, dass Fasten für Menschen mit Typ-1 machbar ist, ohne dass gefährliche Ketoazidosen auftraten. Kurz erklärt: Während des Fastens tritt oft eine physiologische Ketose auf. Hier schaltet der Körper auf die Verbrennung von Fetten um. Dies ist nicht zu verwechseln mit der Ketoazidose, einem potenziell lebensbedrohlichen Zustand. Dieser wird bei Typ-1 durch einen extremen Insulinmangel verursacht wird und führt zu einem starken Anstieg der Blutazidität.

Die Studie ergab, dass Menschen mit Typ-1 sicher eine Ketose erreichen können. Hierbei sind die Ketose-Werte tendenziell niedriger als bei Menschen ohne Diabetes. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Menschen mit Typ-1 wegen der Notwendigkeit, Hypoglykämien zu behandeln, öfter Kohlenhydrate zu sich nehmen. Die Ketose, ist ein zentraler Aspekt des Fastens. Die vollständigen Vorteile und Mechanismen der Ketose sind vielschichtig und noch nicht gänzlich erforscht. Sie werden jedoch generell mit den verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen des Fastens in Verbindung gebracht.

Ketonlevel beim Fasten, Ketoazidose wird erst ab 10 mmol angenommen.
Beim Fasten steigen die Ketone. Solange man sich aber gut fühlt ist dieser Anstieg normal, die gefährliche Ketoazidose erfolgt später.

Nebenwirkungen und positive Effekte

Es traten bei Menschen mit Typ-1 deutlich häufiger Nebenwirkungen auf als bei den Menschen ohne Typ-1. Häufige Beschwerden waren Kälteempfinden, Müdigkeit und Muskelschmerzen. Diese sind typische, vorübergehende Begleiterscheinungen des Fastens. Zusätzlich zeigte sich, dass Personen mit früheren Esstörungen während des Fastens teilweise mit Problemen konfrontiert waren.

Insgesamt wurden die Effekta aber als positiv wahrgenommen. Die Teilnehmer berichteten über eine Erhöhung der Lebensqualität. Auch physiologische Parameter wie Gewicht, BMI, Gesamtcholesterin und Blutdruck verbesserten sich. Diese Verbesserungen hielten auch vier Monate nach der Intervention an, was auf langfristige gesundheitliche Vorteile des Fastens hindeutet. Insbesondere die Steigerung des HDL-Cholesterins (das „gute“ Cholesterin) und eine Verringerung des LDL/HDL-Verhältnisses waren signifikant, was zu einem verbesserten metabolischen Profil führen kann.

Relevant aber noch nicht weiter untersucht: Anpassung der Insulindosierung

Die Studie berichtet, dass sich die durchschnittliche Insulindosierung von 24,4 auf 7,6 Einheiten reduzierte. Dies wird jedoch in der Veröffentlichung leider nicht weiter analysiert. Doch scheint uns dies ein wichtiger Punkt zu sein. Denn wir schätzen ab, dass dies einer Reduzierung der Basalinsulindosis auf etwa 60% entspricht. Denn die tägliche Insulindosis verteilt sich normalerweise ungefähr zu gleichen Teilen auf Basal- und Bolusinsulin. Hierbei entfällt natürlich das Bolusinsulin während des Fastens weitgehend. Da die 60% nur ein Durchschnittswert sind, muss die Insulindosierung während der Ketose-Phase vermutlich noch weiter reduziert werden. Daher ist es essenziell, diese sorgfältig zu überwachen, um Hypoglykämien zu vermeiden

Fazit: Neue Perspektiven für das Fasten bei Typ-1-Diabetes

Die Studienergebnisse sind vielversprechend und könnten den Weg für weitere Forschung und Anleitungen zum Fasten bei Typ-1 Diabetes ebnen. Sie zeigen, dass Fasten unter sorgfältiger medizinischer Überwachung und korrekter Anpassung der Insulintherapie sicher und potenziell vorteilhaft sein kann. Ein wichtiger Aspekt, der weiterer Untersuchungen bedarf, ist die angemessene Senkung der Basalinsulindosis während des Fastens. Solche therapeutischen Ansätze sollten stets in enger Zusammenarbeit mit Gesundheitsdienstleistern und individuell angepasst werden. Denn so werden optimale Ergebnisse und die Sicherheit der Patienten zu gewährleistet.

Links

[1]Zitate zur wissenschaftlichen Einschätzung der Auswirkung des Fastens https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/fasten-gesundheit-tipps-100.html

[2] Übersichtsartikel zum Effekt des Fastens https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/ernaehrung/fasten-warum-verzicht-auf-essen-gesund-fuer-den-koerper-ist-855739.html

[3] Link zur Studie https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0899900721000319?via%3Dihub#bib0044

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